Wir kennen mehr als 200 verschiedene Formen von Kopf- oder Gesichtsschmerzen. Für die genaue Diagnosestellung ist ein ausführliches Gespräch unerlässlich. Gemeinsam mit dem Ergebnis der neurologischen Untersuchung ist zu entscheiden, ob und, wenn ja, welche weiterführenden Untersuchungen erforderlich sind.
Bei der überwiegenden Mehrzahl der Patient:innen mit Kopfschmerzen lässt sich keine zugrunde liegende andere Erkrankung nachweisen. Zu diesen so genannten primären Kopfschmerzen zählen Migräne, Spannungskopfschmerz und Clusterkopfschmerz.
Um die Belastung durch die Kopfschmerzen zu erfassen eignet sich der MIDAS-Fragebogen. Um die Kopfschmerzsymptomatik sowie die Wirksamkeit der Behandlung besser einschätzen zu können, ist ein Kopfschmerz-Tagebuch oder Kopfschmerz-Jahreskalender äußerst hilfreich.
Migräne betrifft jeden siebenten Erwachsenen und zeichnet sich durch wiederkehrende, oft einseitige, pulsierende Kopfschmerzen aus, die mittelstarke bis starke Intensität erlangen und durch Bewegung verstärkt werden. Typischerweise gehen die Kopfschmerzen mit Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm oder Gerüchen und anderen Begleiterscheinungen einher. Die Attacken dauern zwischen einigen Stunden und drei Tagen. Zur Behandlung stehen für die akute Attacke schmerzstillende Medikamente und spezielle Migränemittel und zur Vorbeugung eine Reihe nichtmedikamentöser und medikamentöser Maßnahmen zur Verfügung.
Spannungskopfschmerz ist die häufigste Kopfschmerzart, fast jeder ist einmal im Leben davon betroffen und bei einem Drittel treten Spannungskopfschmerzen regelmäßig auf. Die Kopfschmerzen werden meist im ganzen Kopf, an der Stirn, im Hinterkopf, bandförmig um den Kopf oder wie eine Schraubzwinge wahrgenommen. Die Schmerzen haben meist geringe bis mittelstarke Intensität und halten Stunden oder tagelang an. Begleitsymptome fehlen weitgehend. Gelegentlich auftretende Spannungskopfschmerzen können mit schmerzstillenden Mitteln behandelt werden, die allerdings nur dann eingesetzt werden sollten, wenn die Schmerzen stärker ausgeprägt sind. Bei häufigen oder chronischen Spannungskopfschmerzen ist eine vorbeugende Behandlung erforderlich.
Clusterkopfschmerz ist selten, zeichnet sich aber durch extrem heftige Kopfschmerzattacken aus, die, streng einseitig, meist im oder um das Auge lokalisiert sind. Die Betroffenen vergleichen den Schmerz mit einem Messer oder einem glühenden Schürhaken. Die Attacken halten 15 bis 180 Minuten an und gehen mit typischen Begleiterscheinungen einher. Dazu zählen Rötung oder Tränen des Auges, eine verstopfte oder laufende Nase, eine Lidschwellung oder ein Schwitzen im Gesicht, stets einseitig, auf der Seite des Schmerzes. Während der Attacke können die Betroffenen nicht liegen, sondern sind motorisch unruhig.
Die Behandlung akuter Clusterkopfschmerzen erfolgt mit Sauerstoff oder Medikamenten, die sich die Betroffenen selbst injizieren können oder in Form eines Nasensprays verabreicht werden. Aufgrund des häufigen Auftretens der Attacken und der oft unerträglichen Intensität ist meist eine vorbeugende Behandlung mit bestimmten Medikamenten erforderlich. Weitere Informationen finden Sie im Bereich „Informationen für Patient:innen und Ärzt:innen“.
Zur Behandlung akuter Kopfschmerzen steht eine Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung, die rasche Linderung und damit eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität der betroffenen Patient:innen bewirken.
Werden diese Medikamente allerdings zu häufig eingenommen, besteht das Risiko eines medikamentenbedingten Kopfschmerzes. Das heißt, die Medikamente, die eigentlich gegen die Kopfschmerzen eingenommen werden, verursachen eine Zunahme der Kopfschmerzen und einen Teufelskreis, der eine weitere Steigerung des Medikamentenkonsums zur Folge hat.
Medikamente gegen akute Kopfschmerzen sollten deshalb nicht öfter als an durchschnittlich 8 Tagen pro Monat eingenommen werden. Besteht der Verdacht auf einen medikamentenbedingten Kopfschmerz, ist die Behandlung in einem spezialisierten Zentrum dringend anzuraten.
Die Trigeminusneuralgie betrifft meist Personen ab dem 50. Lebensjahr und äußert sich durch extrem heftige, blitzartig einschießende, sekundendauernde Schmerzattacken, einseitig im Gesicht, meist im Bereich des Ober- oder des Unterkiefers. Die häufigste Ursache der Trigeminusneuralgie ist die Irritation des Gesichtsnerven (Nervus trigeminus) durch eine Gefäßschlinge. Die Schmerzen können durch bestimmte Medikamente gelindert werden. Helfen diese Medikamente nicht, kann eine Schmerzausschaltung mittels Sonden oder durch einen operativen Eingriff erfolgen.